Aller Anfang ist schwer

Nicht nur ich habe das schon zu Beginn auf unserem Blog festgestellt. Weißt du noch? Auch Käpt’n Blaubär hatte einen schweren Start in einige seiner 13 1/2 Leben. In seiner ersten Erinnerung z.b. wurde er fast vom Ozean verschluckt!

Seit etwas mehr als einem Jahr leben wir jetzt in unserem Van und ich habe mich irgendwie dran gewöhnt. Europa ist in dieser Zeit ziemlich klein geworden, aber Pläne für den Iran sind am Visum gescheitert.

Obwohl uns das Reisen ziemlich viel Erfahrung brachte, fehlte uns doch eine „richtige“ Arbeit. Wir freuten uns also schon sehr darauf wieder sesshaft zu werden und auch langsam mal eine Familie zu gründen. Entsprechend schnell brachten wir dann den Heimweg von Marokko nach Leutkirch hinter uns.

Übergang

Kurz vor Neujahr waren wir dann also bei meiner Mutter in Leutkirch um uns einen neuen Job zu suchen. Zu diesem Zeitpunkt war die Reise offiziell beendet, und der Übergang in ein neues Leben begann.

Pünktlich zum Beginn eines neuen Lebensabschnitts ertastete ich einen Knoten in meinem rechten Busen. Das löste natürlich sofort sämtliche Alarmglocken aus, aber nach einer schnellen Googlediagnose schien Brustkrebs eher unwahrscheinlich zu sein.

Zwei Tage später empfahl mir mein Hausarzt nicht zu locker damit umzugehen und überschrieb mich für eine Ultraschalluntersuchung und eine Mammographie ans Krankenhaus. Dort machten sie zu meinem Schreck spontan noch eine Biopsie. Hattest du auch schon mal eine Biopsie? Fiese Angelegenheit…

Bewerbungen

Währenddessen liefen Larrys Bewerbungen auf Hochtouren. Nachdem er sich noch während unserer Reise ein paar Jobs in Asien angesehen hatte, stellten wir fest, dass das Lohnniveau dort unseren Renten-Spar-Plänen nicht zugute kommt. Letztendlich haben wir uns also entschieden, es in der Schweiz zu versuchen. Ist zwar nicht so exotisch, aber schon ein ziemlich cooles Land.

Wir hatten zuvor ganz naiv damit gerechnet, dass Larry quasi sofort wieder arbeiten wird und wurden dementsprechend ziemlich auf den Boden der Tatsachen geholt, als die Jobsuche doch ein wenig länger dauerte.

doofe Arztbesuche

Meine Frauenärztin verschaffte uns dann erst mal einen erleichterten Verschnauber, als sie verkündete, man habe nichts gefunden. Allerdings hatte meine vorausschauende Frauenärztin den Verdacht, dass die bei der Biopsie einfach daneben gezielt hatten und schickte mich zu einem anderen Spezialist. Der machte eine zweite Biopsie und traf diesmal.

Endlich zu erfahren ob ich jetzt Brustkrebs habe, oder nicht, bedeutete auch zu wissen welche Richtung unser Leben nehmen würde. Würden wir unseren strikten Plan verfolgen und eine Familie gründen? Oder würden wir möglicherweise gar keine eigenen Kinder mehr bekommen können? Tatsächlich standen schon viele Frauen vor genau diesem Scheideweg und hatten diese existenzielle Angst vor Krebs, denn undefinierbare Hubbel im Busen sind keine Seltenheit. Verhärtetes Drüsengewebe, eingelagertes Fett, gutartige Wucherung und und und.

Bis dahin hatten wir sämtliche Stadien von Angst und Verunsicherung hinter uns, und waren uns mittlerweile sicher, dass das irgendetwas Komisches und Langweiliges ist.

Aber leider ist es bei mir jetzt doch Brustkrebs. Klar ist eine Krebsdiagnose im Allgemeinen prinzipiell erst mal mit einem schockierten Aufkeuchen verbunden. Jeder kennt jemanden der jemanden kennt, der daran gestorben ist. Aber ich kenne auch ganz viele Tiere die wegen mir gestorben sind (nicht persönlich). Und kann ich von einem Lebewesen wirklich erwarten, dass es für mich stirbt, während ich selber bei jedem Picks an die Decke gehe?… Verstehst du was ich meine? Macht diese Logik Sinn?

Aber auf alle Fälle hab ich nichts Unbekanntes, Seltenes. Vielmehr hab ich etwas, zu dem die Therapie laufend verbessert wird, und die Heil- Statistik stetig steigt. Angenehm wird es zwar nicht, aber dank des Krebses Berühmtheit sorgt sich meine Familie jetzt rührend um mich.

Wie es jetzt weiter geht und was passieren wird, wissen wir noch nicht so wirklich. Es soll eine Chemotherapie geben und ich werde wohl mein Haar verlieren. Aber eine Glatze hab ich ja schon geübt, also halb so schlimm! Und ob ich danach unfruchtbar bin, ist nicht unbedingt gesagt! Klar wird jetzt erst mal eine anstrengende Zeit kommen, aber danach wird auch alles wieder gut.

kann ich was machen?

Erstmal wusste ich nicht was ich dazu sagen soll. So ähnlich gings auch meinen Familienmitgliedern. Natürlich werde ich alles tun, was die Ärzte für richtig halten, weil ich ihnen vertraue. Aber kann ich auch was machen? Hab ich möglicherweise schon vor einiger Zeit damit angefangen, für diesen Extremfall zu üben? 😉

Meine Recherche ergab, dass sich dieses Krebsgewebe gern von Glucose ernährt. Woran erinnert dich das? Na, an meine fanatischen Keto-Experimente natürlich. 🙂 Und außerdem ist Sport wohl auch nicht sehr beliebt bei Krebs, weswegen ich wieder meine erprobten Workouts aufnehmen möchte. Meine Lifestyle- Experimente kommen endlich zum Einsatz! Vielleicht kann ich noch das Intervall- Fasten integrieren…? Ich hoffe, dass das alles nicht zu albern ist, aber es ist besser als nichts tun. Und einige meiner Familienmitglieder haben sogar solidarisch beschlossen mit zu machen!

Ach ja, und Larry ist übrigens auf dem besten Weg zu einem neuen Job!

Ein Gedanke zu “Aller Anfang ist schwer”

  1. Meine Lexi, für mich als deinen Vater, war die Diagnose Brustkrebs ein Schock. Und zwar einer wie ich ihn noch nie in meinem Leben gespürt habe. Habe natürlich gleich recherchiert und herausgelesen, dass es da gute Heilungschancen gibt und erst recht wenn man ihn frühzeitig entdeckt, wie bei dir. Auch deine zuversichtliche Art und dein recht lockerer Umgang damit haben mich positiv gestimmt. Abgesehen davon steigen die Heilungschancen seid Jahren kontinuierlich an. Die Pharmaindustrie ist da richtig gut drauf. Ich muss mich jetzt bei ihr entschuldigen, da ich irgendwie immer dachte das wären nut profit-getrieben Gauner. Naja, vielleicht sind sie es auch. Doch diese wirtschaftspolitische Diskussion werde ich mit dir führen wenn du wieder gesund bist.
    Den Krebs nun therapieren und aus deinem Körper herausbekommen ist primär eine Angelegenheit der Ärzte. Also ich meine die richtigen und nicht die, die ‚Männer sind Schweine‘ singen. Und deine Ärzte werden da ihr Bestes machen, selbst wenn du sie zwischenzeitlich hassen und heimliche Mordgedanken hegen wirst, denn so wie viele schreiben, wird es nicht nur angenehm sein. Aber am Ende stehst du geheilt da und wirst, wie es keiner von uns könnte, das Leben mit voller Intensität spüren.
    Doch was machen wir in der Zwischenzeit? Deine Familie, deine Freunde? Als Zaungäste dastehen und nur ab und zu herüberrufen ‚Lexi, stell dich nicht so an. Jetzt beeile dich halt mal. In 6 Monaten haben wir einen Termin‘? Was machen wir mit den dunklen Wolken die uns ab und zu heimsuchen werden? Und vor allem was machst du mit deinen Wolken? Also Wolken sind ja nicht nur schlecht. Dauernder Sonnenschein würde alles verdörren lassen. Da brauch es so einen kalten, nassen, windigen, blitzenden Regenschauer auch zwischendurch, damit Leben gedeihen kann. Wir könnten unsere Wolken auf deine Wolken auftreffen lassen und es würde zu einer Entladung kommen mit frischer gereinigter Luft danach. Aber vielleicht schreibe ich ja da auch nur Quatsch. Doch du siehst, wir haben sehr viel Gestaltungsspielraum für dieses Miteinander. Und gerade von dir, mit deiner hohen Kreativität und deinem Querdenken, werden da super Impulse kommen.
    Und zum Schluss ‚Dein Papa liebt dich‘. Aber das weißt du ja.

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